Milljöhsitzung 2023
Paragraphenreiter wieder fest im Sattel
Drei Jahre Corona liegen hinter uns. Drei Jahre karnevalistischer Abstinenz. Drei Jahre seit der letzten kölschen Milljöhsitzung der Kölner Karnevalsgesellschaft Paragraphenreiter e.V.
Umso schöner war es „noh su langer Zick“ am 10.02.2023 wieder die Einmarschmusik zu hören und den Elferrat gemeinsam mit der Karnevalsgesellschaft Treuer Husar Blau-Gelb von 1925 e.V. in den voll besetzten Congress-Saal der Koelnmesse einziehen zu sehen.
Umgeben wurde der Sitzungsleiter vom - wie Guido Cantz ihn nannte - „bestaussehendsten und nüchternsten“ Elferrat bestehend aus Rudi Fries (Literat der KKG Kölnische von 1945 e.V. und Baas des Literatenstammtischs von 1961 e.V.), Michael Ströter (Literat der Kölsche Funken rut-wieß vun 1823 e.V. & Vorstandsmitglied im Literatenstammtisch von 1961 e.V.), Carmen Fober (Literatin der Colombina Colonia e.V.), Hartmut Hüsges (Mitglied im Reservekorps der Altstädter Köln 1922 e.V., Referatsleiter a. D. im BMF in Berlin & Ex-Vorsitzender des Arbeitskreises Steuerschätzungen), Thorsten Landwehr (Erster Offizier/ Finanzoffizier der StattGarde Colonia Ahoj e.V. und Steuerberater), Ewald Kappes (langjähriger Literat der Kölner Funken Artillerie blau-weiß von 1870 e.V., Kölner Bauer 1996 & Ehrenmitglied im Literatenstammtisch von 1961 e.V.), Monika Kissling (ehemalige Schatzmeisterin der 1. Damengarde Coeln 2014), Jens Andersen (langjähriger Literat der Kölner Narren-Zunft von 1880 e.V.), Domenico Carrieri (Literat der KG Sr. Tollität Luftflotte e.V. 1926 & Literat der KG Fidele Fortuna vun 1949 e.V.) und Dirk Finkernagel (Literat der KKG Fidele Zunftbrüder von 1919 e.V.).
Den Auftakt des Abends bildete das Musikkorps der KG Treuer Husar mit einem karnevalistischen Medley, das von „Immernoch do“ über „Krüz und Quer“ bis hin zu „Wer soll das bezahlen?“ keine Wünsche offenließ. Nach einer Einlage für die Ohren wurde den Zuschauenden mit dem Husarentanz auf „Polka, Polka, Polka, Immer widder dunn und Moskau“ und dem Auftritt des Tanzpaares Marie Lüttgen und Julian Stockhausen etwas fürs Auge geboten. Eine Zugabe ließen sich die Husaren nicht nehmen und so stimmte Musikzugleiter Dietmar Chauchet ein Medley aus „Colonia Tropical“ und „Am Eigelstein is Musik“ an. Nach dem Ausmarsch der treuen Husaren betraten die Höhner die Bühne und heizten dem Publikum von der ersten Minute mit Hits wie „Ich bin ne Räuber“, „Blootwosch, Kölsch und e lecker Mädche“, „Nimm mich wie ich bin“ und „Echte Fründe“ ein.Neben dem neuen Bassisten, Freddi Lubitz, dem neuen Gitarristen, Edin Colic und dem neuen Sänger, Patrick Lück, hatten die Höhner ihre Prinzessin und das Krokodil mitgebracht. Spätestens bei diesem Sessionshit stand der ganze Saal und tanzte ausgelassen. Eine Verschnaufpause folgte als Micki Schläger im Lied „Die schönste Stroß“ vom Nachhause-Kommen erzählte. Mit „Alles was ich will“, „Schenk mir heut‘ Nacht dein ganzes Herz“, „Viva Colonia“ und den Zugaben „Steh auf, mach laut“ und nochmals „Prinzessin“ fand der Auftritt der Höhner seinen Höhepunkt.Als erster Redner des Abends betrat direkt im Anschluss Bernd Stelter mit seiner Gitarre die Bühne. In einem musikalischen Jahresrückblick erklärte er dem Publikum was im vergangenen Jahr alles „sonderbar“ war. Darüber hinaus erzählte er, dass „wir wieder Karneval [feiern]- das ist wunderbar“. Auf die Melodie von „Wie schön du bist“ von Sarah Connor zeigte er auf wie schön es doch ist, dass wir wieder alle beisammen sein und zusammen feiern können. Dass die Jecken im Saal dies genauso sahen, hörte Bernd Stelter an den Jubelrufen und dem tosenden Applaus. Seine Musikreise durch die 70er Jahre und die Hinweise zur Kuscheligkeit der Frau wurden mit Standing Ovations und Zugaberufen belohnt. Diese ließ sich Bernd Stelter nicht nehmen und bat das Publikum darum zu beachten, dass das Leben „in 4 3 2 1 vorbei sein kann“ und man es einfach leben soll.
Das Kölner Dreigestirn aus dem Traditionskorps Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 Prinz Boris I. (Boris Müller), Jungfrau Agrippina (André Fahnenbruck) und Bauer Marco I. (Marco Schneefeld) statteten den Paragraphenreitern einen Besuch ab, bevor es für das Trifolium auf eine Reise zur Karnevalseröffnung nach Venedig ging. Zur Begeisterung des Publikums stimmte das Dreigestirn mit „Verdammt lang her“, „Barbarossaplatz“ und „Et jitt kei Wood“ gemeinsam kölsche Töne an. Der Song „Alle jläser huh“ leitete direkt zum nächsten Programmpunkt über.
Nach dem Ausmarsch des Dreigestirns betraten Kasalla die Bühne. Im Sommer hatte die Band noch das 10 plus 2-jährige Bestehen der Band im Müngersdorfer Stadion vor 42.000 Menschen gefeiert. Nun stimmten sie Lieder wie „Alle jläser huh“, „Kumm mer lävve“ und „Pirate“ vor dem mit 1.208 Personen ausverkauften Congress Saal an. Besonderes Highlight des Auftritts war der Sessionshit „Sing mich noh huss“, den die Band in der schunkelnden Menge auf Stühlen stehend zum Besten gab. Zum Abschluss des Auftritts folgte der Song „Stadt mit K“ bei dem das Publikum zunächst unter der Anleitung von Sänger Bastian Campmann aufgefordert wurde sich auf den Boden zu setzen und dann gemeinsam loszuspringen. Nach dieser karnevalistischen Explosion wollten die Jecken die Band gar nicht von der Bühne lassen, sodass Bastian, Flo, Ena, Sebi und Nils neben „Mir sind 1“ auch a kappella ihr Lied „Immer noch do“ gemeinsam mit den „sehr kraftvollen und gleichzeig engelsgleichen Stimmen“ (Zitat Bastian Campmann) des Publikums sangen.Martin Schopps kam als „zweiter Mann mit Gitarre“ an dem Abend auf die Bühne. Neben seinem Statement zur aktuellen Lage auf seine gewohnt kölsche Art, erzählte er vom Komasaufen und der Druckbetankung der Jugendlichen, sowie vom Homeschooling und von bekloppten Eltern. Hierbei gab er den Hinweis sich bei der Namengebung der Kinder nicht an den prominenten Beispielen zu orientieren und auf eine Benennung nach Lieblingsbeschäftigung, Zeugungsort und Geburtsort zu verzichten. Ebenfalls die Umbenennung der Mohrenstraße bereitete Martin Schopps Kopfschmerzen. Die Stadt Köln solle sich doch um wichtigere Sachen kümmern. Die Umbenennung der Düsseldorfer Straße zum Beispiel. Mit seinem Abschlusssong nahm Martin Schopps das Publikum dann noch mit auf eine Reise in die Zukunft und das Jahr 2040. Belohnt wurde sein Auftritt mit Standing Ovations und einem riesigen Applaus.
Der Sitzungsleiter bedankte sich bei allen Crews, die die Redner, Bands und Gruppen durch die Session tragen. Auch dies wurde mit Applaus untermalt und zeigte den Dank und die Anerkennung des Publikums für die geleistete Arbeit der Crews.
Als weiteres musikalisches Highlight folgte der Auftritt der Domstürmer, die es ebenfalls wie die vorhergehenden Bands verstanden dem Publikum einzuheizen. Mit den Songs „Nur zusamme sin m’r Fastelovend“, „Wer soll das bezahlen“, „Ohne Dom, ohne Rhing, ohne Sunneshing“ und „Mach dein Ding“ brachten sie den Saal zum Tanzen. Trotz seines Verschluckens schmetterte der Sänger der Domstürmer, Micky Nauber, auch den Sessionshit „Zo hus“. Den Abschluss des Auftritts bildete das Lied „Du bist meine Liebe, meine Stadt und mein Verein“, den die Band umgeben von einem schunkelnden Elferrat spielte. Als Zugabe stimmte das Orchester Ted Borgh das Lied „Tränen lügen nicht“ an und der gesamte Saal stimmte ein. Auch die Domstürmer ließen sich eine Zugabe nicht nehmen und zeigten allen „wie jot et uns doch jeht“ mit dem Lied „Stroße en Kölle“.Der letzte Redner des Abends, Guido Cantz, wurde unter Applaus auf der Bühne begrüßt und war nach seinem vorangegangenen Auftritt bei der Fernsehaufzeichnung des WDR froh „endlich normale Leute“ zu sehen. Er erzählte vom Tod der Queen über den Schaukelkeller in Ukerath bis hin zum Fachkräftemangel in der Regierung, bevor er das Publikum mit auf eine Zeitreise durch seine Karriere nahm. In seinen 30 plus 1 Jahren Bühnenerlebnisse traf er auf so manche Größen des Karnevals und verpackte dies in einer schönen Rede. Zum Schluss wies er noch darauf hin, dass „die Räuber vom Finanzamt Köln-Porz immer rechtzeitig abgebucht“ haben. Der darauffolgende Applaus, zeigte, dass die Zuschauer/innen ihn nicht ohne eine Zugabe von der Bühne ziehen lassen würden.
Nach den vielen Worten folgte – wie Sitzungsleiter Michael Gerold es nannte – „etwas für das Auge“. De Höppemötzjer e.V. präsentierten in gewohnter Perfektion ihren Tanz der Session, den Tanzchampagner. Die ehrenamtlich agierenden Tänzerinnen und Tänzer feierten in diesem Jahr gemeinsam mit dem Verein das 55-jährige Vereinsjubiläum und zeigten mit dem Tanz „Karneval fiere“ wie sie in den gesamten Jahren „über die Bühne gehüpft sind“. Hierbei ließen Sie es sich nicht nehmen einen Überschlag nach dem anderen und bis zu dreistöckige Türme vorzuführen, während sie live vor Ort von der Band Ted Borgh begleitet wurden. Auch hier wünschte sich das Publikum eine Zugabe von den Artisten/innen, welche im Tanz „Kölsch Jeföhl“ beeindruckend abgeliefert wurde.
Den Abschluss der Sitzung bildeten die Klüngelköpp, die mit einem der Toptitel der Session den Saal endgültig einrissen. Nach bekannten Liedern wie „Wo die Stääne sind“, „Bella Ciao“ und „Stäne“ sang spätestens beim Sessionshit „Niemols ohne Alaaf“ jede und jeder im Publikum mit. Besonders bejubelt wurde das Trommelsolo der sechs Musiker. Unter Standing Ovations und Applaus gaben die Klüngelköpp mit „4711“ und nochmals „Niemols ohne Alaaf“ zwei Zugaben, bei denen gerade der letzte Song vielen der anwesenden Jecken aus dem Herzen sprach.
Das Schlusswort oblag Sitzungsleiter Michael Gerold, der sich bei Literat Axel Koch und Geschäftsführer Thomas Böck für die gelungene Veranstaltung bedankte und dann mit einem dreifach „Kölle Alaaf, Paragraphenreiter Alaaf, Fastelovend Alaaf“ die Sitzung schloss.
Nach dem Auszug des Elferrates luden „Die Zwei“ (Manfred Hermanns & Josef Hammer) im Foyer bei kölschen Tönen zu einem abschließenden Kölsch bei nettem Verzäll ein.
Verfasserin: Andrea Gillessen